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AutorenbildMichael Wälti

Analyse: Der Handshake von Trump & Macron


Der Moment auf den alle Kameras gewartet haben: zwei der mächtigsten Männer der Welt schütteln sich die Hände. Trump und Macron, beide berüchtigt für ihre unangenehmen Handshakes, stehen sich gegenüber.

Was ist hier passiert? Wenn ihr wirklich alles sehen wollt, dann klickt beim Youtube-Video auf Settings und verlangsamt das Video auf 0.25.

Hier die Analyse dieses Duells der Giganten

Trump bietet die offene Hand mit Handfläche nach oben. Dies ist eine unterstützende Geste, heisst aber auch, dass Trump mehr Macht hat, um diese Unterstützung bieten zu können. Das ist hier als eine Geste der Dominanz zu werten.

Macron weiss das und zögert deshalb lange, hat aber keine Wahl, holt unglaublich weit aus und gibt die obere Hand. Trump, typisch für ihn, will Macron dann prompt in seine Richtung reissen (ebenfalls Dominanz). Macron spannt aber seinen Ellbogen an und erdet sich wie bei einem Kampf. Trump kommt deshalb mit seinem Körper vorwärts.

Trump setzt im nächsten Zug seinen linken Arm an, um die Hand von Macron zu tätscheln. Das ist eine väterliche Geste, die in solch einer Situation als herablassend gilt.

Macron jetzt sichtbar wütend (wir sehen, wie er seine Lippen zusammenpresst). Er sieht das Tätscheln kommen und reagiert, in dem er Trumps Hand auf Brusthöhe reisst und zum „Upper Handshake“ wechselt. Trump tätschelt kurz ins Leere.

Der Upper-Handshake ist ein informeller Handshake, der v.a. von Jugendlichen in urbanen Gegenden eingesetzt wird, und passt wenig zu dieser formellen Begegnung.

Macron hoffte vielleicht, dass er in der Position nicht getätschelt werden könnte, aber Trump lässt sich nicht stoppen und tätschelt Macrons Hand trotzdem. Macron zieht die Hand sehr stark zu seiner eigenen Brust um auszuweichen, aber Trump tätschelt weiter (in einem ausgeglichenen Handshake ist die Hand in der Mitte).

Macron hebt zwar seinen linken Arm und tätschelt wahrscheinlich Trumps Schulter oder Seite, aber leider bleibt das in den Augen der Kameras verborgen.

Zweite Runde. Trump löst die tätschelnde Hand und nimmt Abstand: Für ihn ist der Handshake beendet. Aber Macron, typisch für ihn, weigert sich die Hand zu lösen, denn hätte auch Trump das Auflösen des Handshakes bestimmen können, wäre Trump als total dominierend in diesem Duell hervorgegangen.

Trump spürt den Widerstand und reisst deshalb Macron zu sich, um ihn zu umarmen einschliesslich Kussmund. Auch hier bestimmt Trump. Macron will die Umarmung verhindern, blockiert und sie bleiben in einer Beinahe-Umarmung stehen. Richtig „awkward“, wie englische Zeitungen den Handshake betitelt haben.

Ich würde behaupten, dass Macron in diesem Moment Trump etwas ins Ohr flüstert. Denn danach wendet sich Trump mit einem fast beleidigten Gesichtsausdruck dem Sprechpult und den Kameras zu, um den Handshake endlich zu beenden.

Macron bleibt aber Trump zugewendet und einer von beiden schüttelt weiter die Hände hin und her mit viel Muskelspannung (ich tippe auf Macron).

Trump quittiert den Handshake (oder das geflüsterte) mit einem Zeigefinger auf Macron. Dies eine typisch amerikanische Geste. Hier entweder als „cool“ einzustufen, wie etwa „You are my type of guy“, oder aber zurückhaltend drohnend „You better watch out now. I give the orders.“. Eventuell bezog sich der Zeigefinger auf das Geflüsterte.

Schliesslich wendet sich Macron auch ab, jetzt lächelnd. Dies aber ein peinlich berührtes Lächeln mit Blick nach unten. Die Augenring-Muskeln lächeln nicht mit: Es handelt sich also nicht um das Gefühl der Freude, sondern um Demütigung oder peinliche Berührtheit. Würden wir hier männliche Dominanz messen, ist Trump der Gewinner.

Das alles passierte in 9 Sekunden. This is great. Totally great.


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